
Der schöne Schein
«Wir haben kein Geld mehr, um unsere Applikationen zu vergolden.» Mit diesem Argument, hat das Management eines langjährigen Kunden letzthin mehrere Design Mandate abrupt beendet.
Der Aufschrei in den Produktteams war gross, aber das Management blieb hart. Das Verständnis für den Nutzen von Design, war beim Management offensichtlich nicht (mehr!) vorhanden.
Die Formulierung macht deutlich, dass Design vielerorts wieder auf reine Ästhetik oder auf Mikro-Interaktionen reduziert wird. Und wenn es scheinbar nur um Ästhetik geht, kann man sich wirklich fragen, ob es sich lohnt Dinge zu “vergolden”.
Andererseits zeigt es auch, dass es uns nicht gelingt, den Wert von Design sichtbar zu machen. Ich sehe dafür zwei mögliche Gründe.
Der Weg ist nicht das Ziel
Als Designer:innen verbringen wir viel Zeit damit, Probleme zu verstehen, Lösungsmöglichkeiten aufzeigen und den Projektteams zu helfen, sich für eine Lösung zu entscheiden. Und erfahrungsgemäss ist die erste Lösung nur selten die Beste.
Es braucht deshalb oft mehrere Iterationen, bis man eine gute und realisierbare Lösung gefunden hat. Am Schluss sieht man aber nur noch die Lösung, die übrig geblieben ist. Im Nachhinein scheint es dann, dass der Weg zu dieser Lösung unnötig lang war und wir uns zu oft verirrt haben. Das kann tatsächlich stimmen, aber oft war dieser Weg wirklich nötig.
Erlebnisse sind nicht direkt messbar
Wie man die Qualität eines Nutzungserlebnisses misst, wird in der Branche seit langem debattiert. Klassische Metriken wie Nutzungshäufigkeit und Kundenzufriedenheit lassen sich zwar relativ einfach erheben, sagen aber nicht warum sich etwas verändert hat.
Dazu braucht es qualitative Aussagen, die sich nicht direkt quantifzieren lassen. Jared Spool hat deshalb vorgeschlagen, UX Success Stories zu erzählen, um den Nutzen von UX Verbesserungen sichtbar zu machen. Zudem empfiehlt er, die Kosten schlechter UX zu quantifizieren, was wiederum verhältnismässig einfach ist (aber erstaunlich selten gemacht wird).
Lösungen verkaufen
Deshalb ist es auch kontraproduktiv, dass wir ständig versuchen unseren Prozess und unsere Methoden zu verkaufen, anstatt zu zeigen, was wir damit erreichen wollen. Denn damit legen wir den Fokus auf den Aufwand, nicht auf den Ertrag. Oder wie es Daniel Burka einst formuliert hat: Stop trying to explain ‘design’. Use design to solve problems instead.
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