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Jürgen Baumgartner
6. March 2023

UX Writing – oder wie tune ich meine Webinhalte

Lesezeit: ca. 5 min

Zusammenfassung

User*innen lesen durchschnittlich 20-30% des Webcontents, den sie tagein tagaus konsumieren. UX-Writing hilft dabei Webcontent so zu optimieren, dass der Inhalt schnell verstanden wird und Usern ein positives Nutzererlebnis bleibt.

Ein Ansatz besteht darin, die wichtigste Information gleich zu Beginn zu kommunizieren. Dadurch bekommt der/die User*in eine Vorstellung der Kernbotschaft, auch wenn die Verweildauer auf der Seite nur kurz ist.

Wie User Webcontent lesen und was wir sonst noch tun können, um unsere Webinhalte zu tunen, ist im Folgenden zusammengefasst.

User lesen nicht, sie scannen

User*innen lesen nur 20-30% meines mühsam zusammengeschriebenen Webcontents? Das mag auf den ersten Blick verstörend auf einen Webcontent Creator wirken. Dennoch können wir Webinhalte so gestalten, dass er einfacher zu verdauen und wirkungsvoller ist. Zunächst ist es wichtig zu verstehen, wie User lesen. Es gibt vier Haupt-Scanning-Strategien, welche wir anwenden um an relevante Informationen zu kommen.

Die erste Strategie ist das F-Muster, mit welchem wir einen Text überwiegend im oberen Teil und eher auf der linken Seite lesen. Aber je breiter und länger der Text ist, desto mehr nimmt das tatsächlich Gelesene ab.

Die zweite Strategie ist das Punkt-Muster, bei welchem wir einen Text nach visuell oder inhaltlich heraus stechenden Worten absuchen um relevante Information zu erspähen.

Dann gibt es noch das Layer-Cake-Muster, bei welchem wir vor allem Titel und Zwischentitel und zwischendurch ein wenig Text scannen, bis wir die relevante Information gefunden haben.

Und zu guter Letzt, das Alles-Lese-Muster. Es kommt tatsächlich vor, dass je nach Relevanz des Inhalts so gut wie alles gelesen wird. Um Zeit zu sparen ist es aber häufiger, dass wir scannen und nur selektiv lesen.

verschiedene Scan- und Lesemuster beim betrachten von Webinhalten

Pimp my webcontent

Webcontent muss die Kosten-Nutzen-Rechnung des Users überleben. Neben dem tatsächlichen Interesse und der persönlichen Motivation, gibt es einige Stellschrauben, an denen wir drehen können um User*innen die wichtigsten Informationen auf möglichst einfache Weise zu vermitteln.

Illustration der Ansätze zur Vereinfachung von Webinhalten

1. Inhalte zielgerichtet kommunizieren

Relevanz ist die halbe Miete. Wenn Webcontent wenig bedeutsam ist, wird er nicht gelesen. Vor dem Schreiben sollten wir uns deshalb fragen, für wen wir schreiben und ob dieser Inhalt der potenziellen Leserschaft einen Mehrwert bietet oder nicht. Ebenso sollten wir uns fragen, was wir selber und unsere Organisation mit dem Inhalt bewirken möchten.

2. Inhalte strukturieren

Da wir wissen, dass User*innen vorwiegend im oberen Teil, eher auf der linken Seite und hervorgehobenes Lesen, können wir unseren Webinhalt dementsprechend aufbereiten.

Die Daumenregel dabei ist, Need-to-know Information gleich zuerst, Nice-to-know Information danach. Hilfreich sowohl für den Lesenden, wie auch für den Schreibenden sind klare Titel und Zwischentitel, bei welchen die wichtige Information möglichst am Anfang steht. Auf diese Weise können Leser*innen schnell abschätzen, was der Inhalt ist und ob es sich lohnt, weiter zu lesen. Zudem hilft es uns Schreibenden, den Inhalt kritisch zu reflektieren und allenfalls weniger relevante Teile wegzulassen.

3. Inhalte einfach und verständlich schreiben

Wenn ein Text zu kompliziert und zu lange ist, verlieren wir schnell einmal die Geduld weiterzulesen. Es empfiehlt sich, kurze Sätze zu schreiben und komplexe Satzstrukturen mit mehreren Nebensätzen möglichst zu vermeiden.

Ebenso sollte die Sprache der Zielgruppe angepasst sein. Einfache und gebräuchliche Begriffe werden schneller verarbeitet als selten gebrauchte kryptische Fremdwörter.

Ist ein Sachverhalt kompliziert, helfen auch Illustrationen oder Visualisierungen, um diesen besser zu verstehen. Das bringt auch eine gewisse Abwechslung herein.

Und zu guter Letzt, nicht um den heissen Brei herumreden. Je kürzer deine Inhalte sind, desto eher werden sie gelesen. Dies ist speziell wichtig auf mobilen Geräten, wo der sichtbare Bereich ohnehin bereits begrenzt ist.