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Roland Studer
22. June 2016

Lean UX - Learning von einem 1 Tages-Workshop mit Jeff Gothelf

Jeff Gothelf hat mit seinem Buch Lean UX meiner Meinung nach das wichtigste UX Buch der letzten fünf Jahre geschrieben. An der UX Lausanne war ich gespannt zu sehen, was ich von ihm in einem eintägigen Workshop lernen kann.

Lean UX fokussiert vor allem darauf zu lernen und bescheiden zu sein. Wir gestehen uns ein, dass wir in unseren Design und Business-Entscheidungen extrem viele Annahmen treffen. Um zum Erfolg zu kommen und das Projektrisiko zu minimieren, müssen wir möglichst früh und kostengünstig sicherstellen, dass unsere Annahmen auch stimmen.

So gestaltet sich ein Lean UX Prozess:

Schritt 1: Problemdefinition

Gemäss Lean UX startet der Prozess immer mit einem angestrebten Businessziel. Wir definieren explizit, was wir erreichen wollen ohne vorwegzunehmen, wie wir das erreichen.

Beispiel: Wir betreiben ein Learning Management System. Unsere Konkurrenten setzen verstärkt auf Mobile. Das könnte für unser Produkt bedrohlich werden, da die Leute mehr und mehr Mobile-Unterstützung erwarten. Wir wollen deshalb die Nutzung unserer Mobile-Plattform erhöhen. Ziel: 15% mehr Nutzung unserer Mobile-Plattform.

Schritt 2: Erfolgsindikatoren definieren

Eine genauere Definition woran wir den Erfolg messen.

Beispiel:

Schritt 3: Zielgruppe definieren

Wir erstellen am Anfang ad-hoc Personas für unsere Nutzergruppen. Dann entscheiden wir, auf wen wir uns konzentrieren. Welche Personas führen am ehesten zum Erfolg?

Beispiel einer Persona: Martin, Schüler 6. Klasse, sehr vertraut mit Mobile, aber er schnuppert erst an Social Media herum. Eltern nehmen Nutzung am Telefon ausschliesslich als Spielen wahr.

Schritt 4: Was könnten wir für unsere Personas erreichen?

Wieder geht es hier darum, was wir erreichen wollen und nicht, mit welchen Features wir das erreichen könnten. Welche emotionalen, sozialen Bedürfnisse können wir adressieren?

Beispiel: Für den Schüler Martin fühlt sich das Erledigen der Hausaufgaben weniger mühsam an.

Schritt 5: Lösungsideen entwickeln

Nun reden wir zum ersten Mal über Features und Lösungen. Wie glauben wir, dass wir für die Persona positive Effekte erzielen können?

Beispiel: Die Lehrer geben den Schülern digitale Abzeichen (Bagdes), wenn die Schüler ihre Hausaufgaben rechtzeitig abliefern.

Schritt 6: Alignment von Schritt 2 - 5 anhand von Hypothesen

Die Schritte 2 bis 5 bauen zwar aufeinander auf, dennoch verlieren wir bei Schritt 5 - beim Entwickeln von Lösungsideen - das “Big Picture” aus den Augen. Deshalb stellen wir in Schritt 6 sicher, dass alle Elemente aufeinander abgestimmt sind. Das tun wir in der Form einer Hyptothese:

In einer solchen Hypothese darf immer nur eine Zielgruppe und ein Feature festgehalten werden, sonst lässt sich die Hypothese kaum prüfen.

In unserem Beispiel:

Schritt 7: Grösste Risiken identifizieren und dazu lernen, Beginn der Produktentwicklung

Unser Ziel ist immer unser Risiko zu minimieren. Wir stellen uns die Frage: Was können wir heute / in einer Woche / in einem Monat tun, um möglichst viel bezüglich unser grössten Risiken zu lernen?

Beispiel: Alles hängt davon ab, ob 12 jährige Schüler überhaupt Freude an digitalen Abzeichen im Schulkontext haben.

Also was können wir tun?

Mit Lean UX zum Projekterfolg

Lerne so viel wie möglich über deine grössten Risiken, mit dem kleinstmöglichen Aufwand. Sollten sich nicht alle Projekte dieses Ziel setzen? Der Lean-Zyklus von Build - Measure - Learn ist für uns der Erfolgsfaktor für die Zukunft.

Wir sind gespannt darauf, im nächsten Projekt so viel wie möglich zu lernen - und Sie?